Viele Besitzer lieben es: Man spaziert durch den Wald, der Hund fröhlich mit Stock im Maul vorne weg. Alle Tierärzte hassen es, denn es gibt nichts Schlimmeres, als ein im Rennen tief in den Rachen gerammtes, dreckiges Stück Holz. Und so ereilte es uns mal wieder im sowieso immer turbulenten Notdienst:

Es ist kurz vor 20 Uhr als das hübsche Hundemädchen Ally im Notdienst von ihren liebevollen besorgten Besitzern vorgestellt wird. Ally hat tagsüber mit einem Stöckchen gespielt, beim Rennen ist dieser jedoch frontal im Boden eingespießt und hat sich in Allys Rachen gebohrt. Nun steht das kleine Häufchen auf dem Behandlungstisch, kann den Kopf nicht mehr richtig heben, kann kaum schlucken und hat auch schon Fieber entwickelt. Sofort legen wir sie in Narkose und schauen uns die Verletzungen genauer an.

Direkt neben dem Kehlkopf sieht man die Wunde die der Stock verursacht hat. Mittels Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel und einer Computertomographie versuchen wir herauszufinden, ob eventuell noch ein Stück des Stocks feststeckt, denn das ist die große Gefahr bei diesen Verletzungen. Einen Holzrest können wir zwar nicht identifizieren, dafür erkennt man bei den Untersuchungen aber erst einmal das ganze Ausmaß, der Stock ist fast bis zum Brusteingang vorgedrungen und hat damit schwere Weichteilschäden verursacht. Mit einem Endoskop können wir den Weg des Stocks nachverfolgen, dabei wird offensichlich: Ally hatte einen riesen Schutzengel dabei. Der Stock hat die Hauptschlagader und die Luftröhre nur ganz knapp verfehlt, diese Verletzungen wären tödlich gewesen. Die Wunde wird gespült und vernäht. Ally kann schon am nächsten Tag mit einem Antibiotikum und verschiedenen Schmerzmitteln wieder in die Hände ihrer Familie entlassen werden, die überglücklich ist das sie alles so gut überstanden hat.

Wir möchten mit diesem Beispiel aufklären, wie gefährlich solche Stöckchenverletzungen sind. Es kann jahrelang gutgehen, aber auch beim ersten Mal schiefgehen. Es muss nichts Schlimmes passieren, kann dem Hund aber im schlimmsten Fall auch das Leben kosten. Bitte handeln Sie im Sinne ihres treuen Vierbeiners und verbannen Sie Stöcke aus Ihrem Spielzeugrepertoire!

Ally und ihrer Familie wünschen Wir alles Gute.

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